Fortbildung

Psychosomatische Grundversorgung

Ergebnisse der seit 2009 erfolgenden Langzeitstudie zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland [KiGGS-Study-Group and BZGA, 2021] haben bereits vor der Corona-Pandemie gezeigt, dass fast 17 % aller Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten zeigen. Dies geht einher mit einer Veränderung des Erkrankungsspektrums im Kindes- und Jugendalter hin zu psychosomatischen und sozialpädiatrischen Störungsbildern [Reinhardt, D. and F. Petermann, 2010], zuletzt verstärkt durch die Corona-Pandemie [Ravens-Sieberer, U., et al., 2022] mit weiterhin bestehenden emotionalen Belastungen, v. a. Ängsten. Zu den häufigsten Beschwerdebildern zählen Fütter- und Gedeihstörungen, unstillbares Schreien, Essstörungen, funktionelle Bauch- und Kopfschmerzen, Einnässen und Einkoten, Ängste und depressive Störungen, Schulversagen, Zwangssymptome oder adoleszente Entwicklungskrisen. Nicht-suizidal selbstverletzendes Verhalten bzw. Suizidalität kann vorliegen. Diesen Symptomen liegen oft seelische Ursachen zugrunde, die zudem in der Lebensgeschichte und in Beziehungsmustern von Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern verankert sein können.  

Ziel der von uns seit über zehn Jahren angebotenen Fortbildung in Psychosomatischer Grundversorgung ist es, Ihren Blick für seelische Ursachen von Krankheitsbildern zu schärfen und Handreichungen zur Unterstützung zu geben. Entscheidend ist die multiprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Die Fortbildung ist nach den Vorgaben der Bundesärztekammer [BÄK Curriculum 2001, BÄK Kursbuch 2018] konzipiert, von der Bayerischen Landesärztekammer für den Erwerb der Fachkunde Psychosomatische Grundversorgung anerkannt und besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Kursen in attraktiven Fortbildungsorten: In der Präsenzvariante findet der erste Kurs in Benediktbeuern bei München bzw. als separater Online-Kurs statt; der zweite Kurs findet für alle in Brixen, Südtirol, statt. Entsprechend den Vorgaben der Bundesärztekammer umfasst die Weiterbildung auch die Patientenzentrierte Selbsterfahrung (Balintgruppe). Gerne können Sie auch die Balintgruppe der Ärztlichen Akademie besuchen.

Wir begrüßen ausdrücklich die seit Jahren fachlich geforderte Integration [Lienert, S., M. Endres, and C. Rexroth, 2019] der Psychosomatischen Grundversorgung in die Facharztweiterbildung Kinder- und Jugendmedizin, die vor dem Hintergrund der Drucksache IVa-04 des 127. des Deutschen Ärztetages 2023 zum 30.06.2024 in der (Muster-) Weiterbildungsordnung (MWBO) umgesetzt werden soll. In einigen Landesärztekammern ist dies bereits erfolgt.

Nach Abschluss der Fortbildung kann bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung die Abrechnungsgenehmigung für die Ziffern der Psychosomatischen Grundversorgung beantragt werden. Hierzu gehören nach EBM folgende Leistungen:

  • 35100 Differentialdiagnostische Klärung psychosomatischer Krankheitszustände
  • 35110 Verbale Interventionen bei psychosomatischen Krankheitszuständen

 

Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

  • Zielgruppe

    Die curriculare Fortbildung richtet sich schwerpunktmäßig an Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, deren ganz spezielle Herausforderungen der täglichen Praxis in der ärztlichen Fortbildung für Psychosomatische Grundversorgung selten bzw. zu wenig berücksichtigt werden. Die Fortbildung erfolgt in geschlossenen Fortbildungsgruppen bis 18 Teilnehmer.

  • Umfang und Beginn

    Entsprechend den Empfehlungen der Bundesärztekammer wird die Fortbildung in Psychosomatischer Grundversorgung von der Akademie mit einem zeitlichen Umfang von insgesamt 80 Stunden angeboten, davon 20 Stunden Theorievermittlung, 30 Stunden verbale Interventionstechniken und 30 Stunden Balintgruppenarbeit. Das Curriculum gliedert sich entsprechend den gültigen Empfehlungen der Bundesärztekammer.

    Die Fortbildung wird in zwei viertägigen Kursen absolviert, die im Rahmen der Weiterbildungswochen der Akademie angeboten werden. Die Fortbildung erfolgt praxisorientiert, wobei die Krankheitsbilder mit den entsprechenden Interventionstechniken altersspezifisch vermittelt werden.

    Die Fortbildung beginnt jedes Jahr im Frühjahr in Benediktbeuern und wird im Sommer in Brixen abgeschlossen.

  • Theorieinhalte

    Es werden insbesondere entwicklungspsychologische Aspekte gelehrt sowie Zusammenhänge zwischen familiären und sozialen Belastungen und dem Auftreten körperlicher Symptome oder von Verhaltensauffälligkeiten (z. B. sozialer Rückzug, Aggressivität, Ängste, Lern- und Leistungsstörungen etc.).


    1. Kurs
    Der erste Kurs beschäftigt sich mit Problemen von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren. Hierzu gehören Grundlagen der Entwicklungspsychologie, von Anamneseerhebung und psychosomatischer Krankheitslehre, von Bindungsstörungen und altersspezifische Störungsbildern wie Einnässen, Einkoten. Zudem werden Formen kindlicher Ängste, depressive Syndrome, funktionelle Beschwerdebilder wie rezidivierende Bauch- und Kopfschmerzen, die begleitende Elternarbeit und der Themenschwerpunkt Kinder psychisch kranker Eltern behandelt.


    2. Kurs
    In diesem Kurs werden Grundlagen der Entwicklungspsychologie von Schulkindern und Jugendlichen unterrichtet. Es werden Kenntnisse vermittelt zu psychischen Folgen chronischer somatischer Erkrankungen, zu Störungsbildern im Schulalter wie Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen und Störungen des Sozialverhaltens sowie Kenntnisse spezieller Störungen bei Jugendlichen wie Essstörungen, Suchtverhalten, Aggressivität und Delinquenz. Auch hier findet die Elternarbeit Berücksichtigung.


    Balintgruppe
    Die Balintgruppenarbeit findet fortbildungsbegleitend statt, d. h. auch außerhalb der jeweiligen Fort- und Weiterbildungswochen. Die Teilnehmenden bringen eigene Fälle aus der Praxis ein. Die Teilnahme an der Balintgruppe ist ein gesonderter Bestandteil der Psychosomatischen Grundversorgung und kann auch unabhängig von der Teilnahme am Curriculum der Ärztlichen Akademie wohnortnah absolviert werden.

    Die Balintgruppe der Akademie findet mit jeweils drei Doppelstunden im Anschluss an die theoretische Fortbildung statt. Die weiteren Stunden finden in München am Samstagvormittag statt. Die jeweiligen Termine werden mit den aktuellen Programmen bekannt gegeben.

  • Aufnahmebedingungen, Anerkennung, Zertifizierung, Fortbildungspunkte

    Nach der Anmeldung entscheidet der Vorstand über die Aufnahme in die Fortbildung anhand der Reihenfolge der Anmeldung und der verfügbaren Plätze. Nach Abschluss der Fortbildung wird die erfolgreiche Teilnahme seitens der Ärztlichen Akademie zertifiziert.

    Durch die Teilnahme an der Weiterbildung können Fortbildungspunkte erworben werden.

  • Lehrteam

    Leitung

    Dr. med. Sven Lienert


    Gesamtleitung

    Dr. med. Manfred Endres


    Dozententeam

    Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch, Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, FMH, Zertifikat Forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie (D), Psychotherapie

    Dr. med. Michael-Andor Marton, Facharzt für Kinderheilkunde, Schwerpunkt Neuropädiatrie, Psychotherapie Kinder und Jugendliche

    Dr. med. Imke Pohl, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Psychotherapie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

    Dr. med. Sven Lienert, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin

    Dr. Eva Rass, Analytische Kinder- und Jugendlichentherapeutin

    Dr. med. Petra Sobanski, Kinderärztin, Psychotherapeutin, Oberärztin der Psychosomatischen Klinik München Harlaching

    Dr. med. Matthias Wenck, Kinderarzt, Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychoanalyse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene


    Balintgruppenleitung

    Dr. med. Gabriele Fuhrmann
    Dr.med. Matthias Wenck

    Informationen zum Dozententeam finden Sie hier

  • Kosten

    Je Kurs: inkl. Balintgruppe 590 € (Nichtmitglieder) bzw. 540 € (Mitglieder)

    Je Kurs: ohne Balintgruppe 470 € (Nichtmitglieder) bzw. 420 € (Mitglieder)

Ihre Ansprechpartnerin

Renate Flügel

Telefon: +49 (0) 89 820 53 03
Telefax: +49 (0) 89 88 20 89

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